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Holländer-Windmühle

aus Bulletin 83/2020, von Norwin Rietsch

Eine «Galerie-Holländerwindmühle» besitzt einen achteckigen Sockel («Achtkanter», eine typische Holzkonstruktion), der den sich nach oben verjüngenden Baukörper trägt. In ihm befindet sich die eigentliche, z.B. viergeschossige Mühle. Auf diesem Mühlenturm ist die auf einem Rollenkranz drehbare ‘Haube’ gelagert. Sie trägt die ’Rutenwelle’ mit dem Flügelkreuz. Mit Hilfe vom ‘Stert’ (einem langen, schräg abfallenden Ruderbalken) oder einer Seilwinde mit Getriebe, bzw. selbsttätig mit einer Windrose, wird das Flügelkreuz vor den Wind gedreht. Ursprünglich waren es immer Jalousieflügel. Der Anstellwinkel der Flügelfläche ist innen – wegen der kleineren Umfangsgeschwindigkeit – grösser als aussen. Es ist üblich, dass, von vorne gesehen, die Flügel im Gegenuhrzeigersinn drehen. Die Drehzahl wurde durch mehr oder weniger abgedeckte Flügel eingestellt. Bei einer «Holländerwindmühle» sitzt der Mühlenturm direkt am Erdboden, die Bedienung von Flügeln und Stert erfolgt vom Boden aus. Bei der viel höheren «Galerie-Holländerwindmühle» ist dazu eine auf dem Sockel befindliche Galerie notwendig («Galerieholländer»).

Das Modell ist einem «Galerieholländer» nachempfunden. Es wurde in den Märklin Verkaufs- und Werbehilfen der Jahre 1952-53 angeboten und besticht als attraktiv leuchtendes Bewegungsmodell. Die Flügelform entspricht nicht der üblichen Drehrichtung, d.h. von vorne gesehen sollte sich das untere Flügelende von links nach rechts und nicht von rechts nach links bewegen. Der Sockel und der Mühlenturm sind sechseckig ausgeführt, die Haube mit dem Antriebsmotor ist fest mit dem Mühlenturm verbunden. Im Unterschied zur Baukasten-Vorlage wurde das Schaufenstermodell massiv verstärkt.

 

Bilder 1 – 3: Galerie-Holländerwindmühle (Aufbau und Ansicht) und normale Holländerwindmühle

Bilder 4+4a: Die Galerie-Holländermühle aus dem Märklin-Anleitungsbuch 171 von 1949 (für Baukasten Nr. 104) und das Märklin Schaufenstermodell 1503 M aus dem Werbehilfen-Katalog von 1952.

Das Modell ist einem «Galerieholländer» nachempfunden. Es wurde in den Märklin Verkaufs- und Werbehilfen der Jahre 1952-53 angeboten und besticht als attraktiv leuchtendes Bewegungsmodell. Die Flügelform entspricht nicht der üblichen Drehrichtung, d.h. von vorne gesehen sollte sich das untere Flügelende von links nach rechts und nicht von rechts nach links bewegen. Der Sockel und der Mühlenturm sind sechseckig ausgeführt, die Haube mit dem Antriebsmotor ist fest mit dem Mühlenturm verbunden. Im Unterschied zur Baukasten-Vorlage wurde das Schaufenstermodell massiv verstärkt.

Zuerst machte ich mich an den Nachbau der Flügel mit den 20 Lampenfassungen und deren elektrischen Anschlüssen für die Wechsellicht-Schaltung. Als Vorbild dienten mir Fotografien, die ich bei verschiedenen Ausstellungen und bei einem Sammlerkollegen gemacht habe.

Wesentlich ist der einwandfreie Massekontakt jeder Fassung mit dem Flachband, d.h. rings um das jeweilige Loch ist der Lack zu entfernen. Das Gleiche gilt auch für die Schraubverbindungen bis hin zur Achse. Die Verdrahtung erfolgt jeweils separat für die vorgesehenen Lampenfarben Weiss und Rot.

Bild 5: Verdrahtung der Lampenfassungen.

Bild 6: Zusammenführung aller gleichfarbigen Anschlussdrähte im Zentrum. Die Runde Platte (10365, 67) weist eine Nabe für die 6 mm dicke Welle auf.

Als Nächstes wurden die für dieses Modell vorgesehenen Sonderteile in der Haube eingebaut. Diese Teile dienen der Steuerung vom Wechsellicht.

Bilder 7+8: links die Scheibe mit den Kohlebürsten-Haltern, rechts die Kontaktplatte mit den Anschlüssen für die roten bzw. weissen Lampen auf dem äusseren bzw. inneren Schleifring.

Die Kohlebürsten werden mit Lichtspannung versorgt, die über die beiden Schleifringe zu den Lampen weitergeleitet wird. Die innere und äussere Kupfer-Kontaktbahn weist jeweils einen kurzen stromlosen Abschnitt auf, so dass sich bei Rotation ein Lichtwechsel einstellt: Rot – Rot und Weiss – Weiss – Rot und Weiss.

Alle rotierenden Teile sitzen auf einer Welle mit 6 mm Durchmesser. Auch die Sektorplatte (11340, 54) und der Verbindungsbügel (10067, 60/7) müssen die entsprechenden Bohrungen für die dickere Welle und die Kohlebürsten aufweisen.

Bilder 9+10: Vorderseite der Haube mit Sektorplatte, Kohlebürstenscheibe und Verbindungsbügel.

Bilder11+12: Rückseite der Haube mit Platte (11352, 153/9) und Lochscheibenrad (11006, 24) mit kurzer Büchse, auch hier alle speziell für die 6 mm-Welle.

Beim weiteren Bau der Haube ist auf eine besonders steife Konstruktion zu achten: Die Lagerung der Welle in Sektorplatte, Verbindungsbügel und dem Lochscheibenrad muss genau fluchten, damit das Flügelkreuz leicht dreht. Zunächst wurde von mir aber der Sockel montiert. Die beim Schaufenstermodell verwendete Konstruktion ist äusserst verwindungssteif.

Bild 13: Der sehr stabile Sockel beim Aufbau. Die Winkelträger (10109, 8/9) sind das untere Ende vom nach oben verjüngten Mühlenturm. Sie müssen noch durch solche mit 97° Winkel ersetzt werden.

Bild 14: Vorrichtung zum Biegen der Rundungen.

Bild 15: Die fertig ausgestaltete Galerie.

Bild 16: Der Sockel mit Galerie, Ansicht von oben.

Bild 17: Vorderansicht des Sockels mit den ca. 7° aus der Vertikalen geneigten Seitenflächen des Mühlenturms.

Das Märklin-Schild war früher in Messing erhältlich, hier eine Sonderlackierung für dieses Modell.

Die am Turmfuss befindlichen 9-Loch-Winkelträger sind nicht rechtwinklig, sondern weisen einen Winkel von ca. 97 ° auf. Oben endet der Turm mit 5-Loch-Winkelträgern (10105, 8/5), die, wegen der Wandneigung, einen Winkel von ca. 83° einschliessen. Zum Einstellen der Neigung des Flügelrades wurden zwischen dem oberen Turmende und der Haube mehrere 5-Loch-Flachbänder (10005, 1/5) eingefügt.

Bild 18: Oberes Turmende mit speziellen 5-Loch-Winkelträgern (83 °) und unter der Haube beigelegten 5-Loch-Flachbändern zur Ausrichtung von
Rutenwelle und Flügelrad.

Als Antrieb vom Flügelrad dient der Motor 1321. Über eine Schnecke (10910, 32) und ein Zahnrad (10450, 27/50, 50 Z, 35 mm) wird eine unterhalb der Rutenwelle liegende 4-mm-Welle mit Schnurlaufrad (10325, 22) angetrieben. Die Welle ist in zwei am Motor befestigten Lagerplatten (11632, 131) gelagert. Eine Transmissionsspirale treibt das auf der Rutenwelle sitzende gelochte Schnurlaufrad (10350, 21a, mit 6-mm-Nabe) an. Das ergibt einen sehr weichen Anlauf des Flügelrades.

Bild 19: Die fertige Haube mit Wechsellicht-Schleifkontakt, Antrieb und Lagerung der Rutenwelle. Als zusätzliche Versteifung wurde am Boden der Haube ein Flachband diagonal eingebaut (siehe Bild 21).

Bild 20: Ansicht ins Haubeninnere mit Anschlüssen für Licht und Motor. Der Motor ist an einem senkrechten Winkelträger (10107, 8/7) angeschraubt. Sein Masseanschluss ist gleichzeitig der für das ganze Modell.it Wechsellichtern.

Bild 21: Ansicht der Haube von unten.

Bild 22+23: Gesamtansicht von hinten und von der Seite.

Bild 24: Das attraktive Metallbaukasten-Werbemodell 1503 M als originalgetreuer Nachbau mit Wechsellichtern.