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Vertikalvollgattersäge

aus Bulletin 65/2011, von Markus Zanelli

In den Anleitungsbüchern von Meccano, Märklin u.a. sind grössere und kleinere Sägen zu finden. Ein Hinweis, dass bei Verwendung von richtigen Sägeblättern auch wirklich Sägerei-Produkte hergestellt werden können, hat mich gereizt, ein entsprechendes Modell zu bauen. Im Internet bin ich in Meyers Grossem Konversations-Lexikon auf die Konstruktion einer Vertikalvollgattersäge von Kirchner in Leipzig gestossen, die mir als Vorbild diente.  Die folgenden Erläuterungen und Fotos sollen mein Modell vorstellen, das an der AMS-Jubiläums-Ausstellung 2010 im Technorama zu sehen war.

Im unteren Raum des Gestells sind auf der Gatterwelle zwei Schwungräder (Runde Platte Märklin + Kettenrad Meccano 96)  gelagert, die mittels Zugstangen das Gatter auf- und ab- bewegen. Die Gatterwelle wird  in meinem Modell mit dem Märklinmotor 1322G (9-12 V genügen) angetrieben.

Der Zusammenbau des Gatters geht aus der obigen Abbildung  hervor. Sägeblätter sind in jeder Eisenwarenhandlung erhältlich, die Qualität allerdings recht unterschiedlich, sparen lohnt sich hier nicht. Für die sogenannten Gatterriegel (Querseiten) eignen sich am besten  Gewindestangen, auf denen die Sägeblätter im gewünschten Abstand zwischen Flachstücken festgeschraubt werden. An den Enden der Gatterriegel befinden sich oben je zwei, unten je ein Metallus Winkelgleitstück 4240-02, durch welche das Gatter auf zwei langen Achsen gleitet.

Das Ausbauen des Gatters – sollte dies einmal notwendig sein – ist sehr einfach: Man löst die Stellschrauben der Achshalter Meccano 62b, welche die langen Achsen festhalten, auf denen das Gatter gleitet. Die Achsen können nun durch das Dach nach oben herausgezogen werden und das Gatter ist nur noch von den Zugstangen zu lösen

Der Holzblock ruht einerseits auf einem oder zwei Wagen, anderseits auf den beiden unteren, nicht verstellbaren Vorschubwalzen, die im Verein mit zwei darüber liegenden verstellbaren Walzen den Block vorschieben.

Die Vorschubwalzen(hier je vier Universalzahnräder Märklin, auch Ritzel sind möglich) befördern den Holzblock stossweise. Kurz bevor der Sägerahmen den oberen Totpunkt erreicht, beginnt die Vorschubbewegung. Sie erfolgt periodisch im Einklang mit der Bewegung des Sägerahmens. Auf der Gatterwelle befindet sich ein Hebel (Universalkupplung Meccano 63 + kurze Achse), der  auf ein Scheibenrad mit acht Stellringen einwirkt und dieses für eine kurze Zeitspanne stossweise um 1/8 dreht.

Eine Sperrklinke verhindert das Zurückweichen der Drehbewegung.

Wie hier gezeigt: Ein Schneckengetriebe(1:25) und zwei Kegelräder (1:2) verlangsamen sodann die Drehbewegung der Achse, die den Antrieb der Vorschubwalzen bewerkstelligt.

Die vier Vorschubwalzen werden wie folgt angetrieben:

Untere Walze rechts: siehe Kettenantrieb Ansicht vorn, Gegenuhrzeigersinn.

Untere Walze links: über drei Zahnräder 57 Zähne, waagrecht angeordnet, womit die Drehrichtung gegen den Uhrzeigersinn bleibt.

Obere Walze rechts: dieser Antrieb ist auf einer kurzen Welle um einen Lochabstand höher gelagert; zwei Ritzel mit 19 Zähnen bewirken dann die Drehrichtungsänderung. (Siehe im Bild oben rechts, oberes Ritzel fast verdeckt.) Die Kette ist in der Länge je nach Holzdicke verstellbar. Die Spannvorrichtung wird über eine Schnecke geregelt und kann sich so nicht verschieben. Die obere Walze links befindet sich immer auf der gleichen Höhe wie die Walze rechts und wird durch den waagrechten Kettenantrieb bewegt. Die oberen Walzen drehen sich im Uhrzeigersinn.

Die kleinen Kettenräder Bildmitte treiben das obere Walzenpaar an.

 

 

Der Mechanismus zur Höhenverstellung der oberen Vorschubwalzendürfte aufgrund der Abbildung klar sein. Übrigens: Gewinde-stangen M4 sind in der Eisenwarenhandlung erhältlich und können problemlos auf die gewünschte Länge zugeschnitten werden. Sie passen nur zu den Kupplungen 63 von Metallus oder Stokys K 013.

Für den Betrieb muss das Holzstück durch die oberen Vorschubwalzen so festgeklemmt  werden, dass der Vorschub reibungslos läuft. Schwierigkeiten können sich ergeben, wenn das Holzstück angesägt wird, d.h. vorerst nur  durch je eine untere und eine obere Walze erfasst wird. Die Holzqualität, die Leistung der Sägeblätter, die Übersetzungen im Antrieb spielen für den richtigen Vorschub eine bedeutende Rolle. Stundenlanges, geduldiges Ausprobieren hat zum befriedigenden Funktionieren geführt. Die Leistung der Säge ist natürlich bescheiden, aber als Demonstrationsmodell erfüllt sie den Zweck.  Immerhin konnte ich während unserer Ausstellung unserem Kollegen Cyril Verardo Holz für seinen Stokys-Langholzwagen liefern.

Das Getriebe im unteren Gestell muss gutabgedichtet werden, damit kein Sägemehl eindringt. Die blauen Verkleidungsplatten Märklin oder Metallus eignen sich dazu, müssen aber so zugeschnitten werden, dass sie möglichst wenig Löcher aufweisen. Die seitlichen Platten (Meccano 93c) sind transparent, um Einblick ins Getriebe zu ermöglichen.

Für mein Modell hat sich Balsaholz bewährt, das im Hobbyhandel erhältlich ist. Ich wählte Holzstücke von 6,0 x 30,0 x 1,2 cm, die ich selber vorbereitete. Zum Auffangen des Sägemehls passt z.B. die schwarze Plastik-Schraubenschachtel von Märklin.

Die Beschreibung mag kompliziert tönen, das Modell sieht vielleicht auch einfacher aus, als es ist; beginnt man aber erst einmal zu konstruieren, wird alles nach und nach sofort klarer.

Verwendetes Material: Märklin, metallus, Meccano, Stokys

Historische Brettersäge

Beginnt man erst einmal, sich mit einem Modell zu befassen, stösst man immer wieder auf Kuriositäten, die mit dem Modell zu tun haben und einen sofort in Bann ziehen. So entdeckte ich im Volkskundemuseum Lodrino (Provinz Brescia, Italien) diese Säge,  mit der wahrscheinlich mein Ururgrossvater gearbeitet haben muss. Die Vorrichtung ist demontierbar und konnte im Wald aufgebaut werden, unmittelbar neben den Baumstämmen, die zu Brettern zersägt werden sollten. Die beiden Waldarbeiter am Boden bewegen das Gatter auf und ab. Der Mann auf dem Gerüst der Säge hat nur die Aufgabe, die Säge durch den Baumstamm zu führen, damit die Bretter eine gleichmässige Dicke erhalten. Statt Baumstämme zu transportieren, konnten einzelne Bretter auch im unwegsamen Bergwald befördert werden. Es wird auch gemunkelt, dass die Sägereien nicht immer vertrauenswürdig waren und oft die schönsten Bretter verschwanden.