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HOT ROD
Bulletin 87/2022
von Christian UIrich
Fahrzeuge faszinieren mich seit je, vor allem Motorräder und Autos. Und je älter letztere sind, desto eckiger sind ihre Formen und desto leichter lassen sie sich mit dem Metallbaukasten nachbauen. Vor allem die Engländer sind völlig vernarrt in alte Rennwagen. Sie restaurieren sie nicht nur, nein, sie bauen auch Flugzeugmotoren in alte Fahrwerke. Und sie stellen die Oldies und über- motorisierten Monsterkisten nicht nur in Garagen oder Museen, nein, sie fahren Rennen damit. Man kann diese im Internet mitverfolgen.
Das Internet als Fundgrube
Es ist fantastisch, was dort alles zu finden ist. Rauchende, stinkende Ungetüme speien Flammen aus gewaltigen Auspuffrohren und drehen ihre Runden durch die Botanik. Das begeisterte Publikum winkt den Piloten und Schmiermaxen zu. Ich könnte das bunte, laute Treiben stundenlang mitverfolgen.
Wenn mir ein Rennwagen besonders gefällt, mache ich mehrere Bildschirmfotos und stöbere unter seinem Namen noch auf anderen Kanälen nach Informationen. Oft sind sogar Pläne vorhanden, oder zumindest genaue An- sichten von allen vier Seiten. So war das bei meinem Bugatti. Die Räder, die ich zur Verfügung hatte, bestimmten schliesslich den Massstab des Modells. Beim Tummeln im Bildmaterial von Oldtimer- und Motoren-Freaks stiess ich auf die Fahrzeuge, welche in den USA Hot Rod genannt werden.
Was ist ein Hot Rod?
Ein Hot Rod ist ein speziell modifiziertes, meist US- amerikanisches Automodell aus den 1920er- bis 1940er- Jahren. Der Originalmotor ist zumeist durch ein leistungs- starkes, mehrzylindriges V-Aggregat ersetzt, die Karosse- rie aus optischen Gründen umfangreich verändert. Das Hot Rodding ist eine der vielen Varianten des US- Customizings. Bei entsprechenden Veranstaltungen duellieren sich die Hot-Roddisten über die Viertelmeile mit stehendem Start (Wikipedia).
Ein Hot Rod ist für mich ein verrückter Abgesang auf den Verbrennungsmotor. Das Vehikel muss böse aussehen und der Motor kann nicht gross genug sein. Das lässt sich im Modell gut realisieren. Für einmal lasse ich der Phantasie Spielraum, baue kein bestimmtes Fahrzeug nach. Für das böse Aussehen sind die schwarzen Meccanoteile, die ich von Thomas Rothenhäusler übernommen habe, genau richtig. Für die grösseren Flächen an der Karosserie verwende ich schwarzen Moosgummi. Man kann ihn im Jumbo in allen Farben kaufen.
Optik oder Mechanik
Zu den schwarzen Teilen passen die eitech-Kreuzschlitz-Schrauben mit den grossen, chromglänzenden Köpfen. Für eine gute Wirkung gilt die Devise: Lieber eine Schraube mehr als weniger. Wer das liest, merkt, dass ich kein Purist bin und die optische Wirkung meines Modells stets im Auge habe. Zum schwarzen Gehäuse passt der silbern glänzende Motor aus eitech-Teilen bestens. Aller- dings muss ich beim Einbau beachten, dass Meccano und eitech nicht kompatibel sind, d.h. nicht die gleichen Lochabstände haben. Das führt dazu, dass ich den Motor nicht genau in die Mitte platzieren kann, aber bei einem Hot Rod stört das nicht.
Beim Bauen wird mir bewusst, dass wir Schrauber grundsätzlich zwei Arten von Modellen bauen: Bewegliche Modelle mit interessanter Mechanik, eventuell von einem Motor angetrieben, und Standmodelle mit eindrücklicher Optik. Den Hot Rod zähle ich natürlich zu letzteren. Die Übergänge sind allerdings fliessend.
Eine Lenkung muss sein
Ein kleines technisches Problem habe ich dann doch noch zu lösen. Ein Fahrzeug muss meiner Meinung nach gelenkt werden können, so, dass sich die Räder einzeln drehen. Also braucht auch mein Hot Rod eine Lenkung. Die konstruiere ich zuerst, um mich nachher der Optik widmen zu können. Die erste Lösung mit der zum linken Vorderrad verlaufenden Lenkstange (Bild 2) muss ich zurück bauen, denn rechts und links des Motorenblocks brauche ich viel Platz für die aufwändige Auspuffanlage. Der Lenkmechanismus unter dem Fahrzeugboden (Bild 3) ist «diskret versorgt» und nimmt keinen Raum ein, den ich anderweitig benötige.
Was auf den Fotos vielleicht nicht zu erkennen ist: Das Chassis des Hot Rod ist geknickt. Die Karosserie neigt sich etwas nach vorne, während Motor und Kühler sich in Fahrtrichtung leicht nach oben recken. Dem bösen Image verpflichtet sitzt der Fahrer auf schwarzem Leder.
Die Motor-Attrappe
Wenn schon – denn schon, sagte ich mir und verpasste meinem Vehikel einen zwölfzylindrigen V-Motor. Die Ansaugtrichter habe ich angeleimt; zu den sechs Doppelvergasern führt je ein Benzinschlauch. Gegenüber den Vergasern verlassen die Auspuffrohre den Motor und münden unten in je ein grosses Sammelrohr. Die Zündkerzen sind verkabelt und vorne auf der Stirnseite des Motors ist der Antrieb der Nockenwellen zu sehen. Im Kühler «dreht» ein Ventilator.
Die Auspuffrohre sind feine, silberne Federn, ebenfalls aus dem Jumbo. Sie können von Hand einfach auf ein Viermillimetergewinde aufgedreht werden, was sehr praktisch ist.
Zum Schluss habe ich meinen Hot Rod noch mit ein paar Stickern aufgepeppt. Ich werde ihn sicher nicht zurückbauen. Sein Anblick wird mich im Hobbyraum immer wieder von neuem erfreuen.
Bild 2
Die erste Lenkung musste wieder abgebaut wer-den, da der Lenkarm zum Vorderrad der Auspuffanlage in den Weg gekommen wäre