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Ich und mein Meccano
aus Bulletin 6/1986, von Hans Hoch
Ich bin 1917 geboren und obwohl ich für mich nicht in Anspruch nehmen kann, der älteste Meccano-Fan zu sein, glaube ich doch zu den älteren Meccano-boys zu gehören.
Mein erster Kontakt mit Meccano reicht auf Weihnachten 1924 zurück. Meine Patin hatte damals die gute Idee, mir einen kleinen Meccano No. 0 zu schenken. Neben den Holz- und Steinbaukästen, wie wir sie damals hatten, war dieser kleine Meccano etwas ganz Neues. Ein Baukasten, der mit Schrauben und Muttern, gelochten Platten, Bändern, Rädern und Wellen ausgerüstet war, das war etwas für mich. Damals ahnte ich noch nicht, was mir der Meccano in meinem späteren Leben bedeuten wird. Ich erinnere mich noch gut, wie es mich packte, als mein erstes Modell vor mir stand und durch Drehen an einer Handkurbel zu arbeiten begann. Meine Geschwister standen um mich herum und wir alle bestaunten diesen kleinen fahrbaren Kran. Als 7-jähriger Junge nahm ich meine Modelle mit ins Bett und schlief mit ihnen ein.
Meine Eltern hatten für mein neues Hobby grosses Verständnis und so bekam ich ein Jahr später die Ergänzungskästen OA und lA. Jetzt war es um mich geschehen. Der Meccano war und blieb mein A und 0. Ich las selten mehr ein Jugendbuch, meine Freizeit nach der Schule galt nur noch meinem Meccano. Am Anfang hielt ich mich weitgehend an das Anleitungsbuch und studierte die Grundformen wie die einzelr1en Teile gebraucht und zusammengesetzt werden. Die damit gewonnene Routine bewog – mich dann, Modelle nach eigenen Ideen zu bauen, Noch fehlten in der Folge weitere Einzel teile, da die Modelle immer grösser wurden.
Wenn ich krank war, brachte mir meine Mutter den Meccano ans Bett. Ich konnte nicht ohne diesen sein. Meine Hände und Augen mussten ihn im Krankenbett wenigstens streicheln können, er musste einfach in meiner Nähe sein. Während dieser Zeit träumte ich oft, wenn ich einmal gross bin, wolle ich ein Ingenieur sein, der in der Meccano-Fabrik in Liverpool grosse Modelle für die Schaufenster baut. (Dieser Traum ging leider nie in Erfüllung).
Die Sekundarschule besuchte ich in Zürich in der Nähe der Bahnhofstrasse. Dort stand ich häufig vor dem Schaufenster des Optiker-Geschäftes 0. Hoppler, Bahnhofstrasse 48, Zürich. Hier konnte man Meccano kaufen und es waren immer Super-Modelle ausgestellt, von denen ich mich kaum mehr trennen konnte, Der „Giant Blocksetting Crane“ (‚The Largest Meccano Model“) war lange im Schaufenster ausgestellt. Solche Modelle zu bauen, das war mein innigster Wunsch.
Es kam dann die. Zeit, da die Ergänzungskästen 5A und 6A fällig wurden. Doch diese waren für die damalige Zeit für viele „Meccano-Eltern“ zu teuer. (No 5A Fr. 70.– No 6A Fr. 295.–) So musste ich mir selber helfen. In unserer Nähe (wir wohnten in Albisrieden) war eine Wirtschaft mit Kegelbahn. Damals in den 20er und anfangs der 30er Jahre war ein „Kegelbueb“ nötig, um die geworfenen Kegel wieder aufzustellen. Der Lohn pro 2 Std. betrug Fr. 1.50.– das war ein schönes Trinkgeld. So liess ich mich nach der Schule für diese Arbeit anstellen. Wenn ich ca. 6 bis 8 Fr. besass, ging ich zu Fuss in die Stadt und kaufte bei Optiker Hoppler Meccano-Ersatzteile. Dies tat ich so lange, bis ich in der Lage war, Super-Modelle der Serie 1 – 36 zu hauen. Als erstes baute ich das Neue Meccano Motor-Chassis. Ich war damals in der zweiten Sekundarklasse und wir hatten einen verständnisvollen Physiklehrer. Wer von den Buben einen Meccano besass, durfte in die Physikstunde ein Modell mitbringen und so glänzte ich mit meinem elektrisch angetriebenen Motor-Chassis.
Als dann in den darauf folgenden Physikstunden der Flaschenzug an der Reihe war, war es unsere Aufgabe, in die nächsten Stunde einen selbst gebastelten Flaschenzug mitzubringen. Für diejenigen, die einen Meccano besassen, war dies kein Problem. In dieser Schule war der Meccano stark verbreitet, fast alle brachten einen Meccano-Flaschenzug mit. Doch ging nach der Schulzeit der Kontakt mit diesen Kameraden verloren. So wuchs mein Meccano von Jahr zu Jahr und ich musste einen Holzkasten anfertigen lassen um die vielen Teile geordnet und übersichtlich zu lagern. Hier war immer eine peinliche Ordnung zu finden.
Der Meccano hatte auch weitgehend meinen Beruf beeinflusst. Die Physik und die Mechanik hatten es mir angetan. Nach der Sekundarschule absolvierte ich eine 4-jährige Lehre als Werkzeugschlosser bei der Firma Reishauer-Werkzeuge AG in Zürich 5. In der Freizeit blieb ich dem Meccano treu. In der Fabrik lernte ich verschiedene Werkzeugmaschinen wie Drehbank, Fräsmaschine, Hobelmaschine und andere kennen. Jetzt wurden daheim Werkzeugmaschinen aus Meccano gebaut. Während der Arbeit in der Fabrik studierte ich oft, wie dieses und jenes an meinem Modell weiter gehen soll. Ich machte heimlich Skizzen und liess mich von der Arbeit ablenken. Das wurde mir einmal zum Verhängnis. Ich musste zum Lehrmeister, der mich tadelte und zu vermehrter Aufmerksamkeit anhielt. Im Laufe des Gespräches frug er mich, was ich eigentlich in meiner Freizeit treibe. Nur zögernd kam das Wort „Meccano“ über meine Lippen. Ich war damals in der Dreherei und der Meister dieser Abteilung belächelte mich nachher. Er stellte sich vor, dass, ich wie ein kleiner Junge ein Kärreli baue und dieses auf den Knien auf dem Boden herumstosse. Von den anderen Lehrlingen hatte keiner einen Meccano. Diese interessierten sich für Töff, Auto, Fussball u.a.m. Ich fand auch keine Freunde, die das gleiche Hobby betrieben und so fühlte ich mich oft allein auf weiter Flur.
In einem Meccano-Magazin (anfangs der 3Oer Jahre gab es noch deutschsprachige Ausgaben) las ich, dass es in England Meccano Clubs gab, Wettbewerbe ausgeschrieben wurden und auch Erwachsene sich mit Meccano beschäftigten. Dies spornte mich immer wieder an, gleiches zu tun. Nach dem Krieg abonnierte ich das Meccano Magazin. Die dort beschriebenen Modelle gaben immer wieder Ansporn, eigene Entwürfe zu machen und zu bauen.
Während meiner Studienzeit am Technikum Winterthur musste der Meccano aus naheliegenden Gründen etwas in den Hintergrund treten. Als dann das Optiker-Geschäft Hoppler/Feucht in Zürich aufgelöst wurde und auch FCW in Zürich sein Sortiment abzustossen begann, konnte ich noch zu ermässigtem Preis einen Kasten No 10, sowie ein Original Rollenlager No 167 erwerben.
Ich fand in der Folge einen Meccano-Händler in Genf. „Tous Modelles réduite SA rue Stand 40 Genève“. Von diesem Händler bezog ich anfangs der 70er Jahre noch viele Einzelteile in Grün und Rot, sowie Meccano Kästen der 50er Jahre.
Während eines Ferienaufenthaltes auf Malta lernte ich einen Ingenieur kennen, der seit 1913 Meccano-Besitzer und ein Kenner im Modellbau ist. Ich habe ihn einige Male besucht und wir stehen heute noch in brieflichem Kontakt. Er besitzt alle Meccano-Teile, die je auf dem Markt waren und er besitzt sämtliche Jahrgänge des Meccano-Magazins in Buchform gebunden. Er machte mich auf M.W.Models in Henley-on-Thames aufmerksam von wo ich in den letzten Jahren viele Einzelteile bezog. Zweimal besuchte ich die Meccano-Exhibition in Henley. Seit 4 Jahren bin ich Mitglied der NORTH MIDLANDS MECCANO GUILD.
Als ich den ersten Kontaktbrief von Fritz Hösli aus Meilen bekam, worin die Absicht bestand, eine Interessengemeinschaft von Meccano-Freunden zu gründen, fand ich dies eine gute Idee.Ich schloss mich diesem Freundeskreis an und siehe da, es war richtig. Ich habe in diesem Kreis neue und liebe Freunde kennen gelernt.
Möge dieser junge Freundeskreis WACHSEN, BLUEHEN und GEDEIHEN