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Theorie des Maschinenbaus und seine Anwendung auf Metallbaukästen

aus Bulletin 9/1986, von Georg Spinnler

Einleitung

Alle Metallbaukästen basieren auf den Patent von FRANK HORNBY vom 9.Januar 1901. Der Bekannteste von Ihnen ist der MECCANO. Auch der von MÄRKLIN entwickelte und verkaufte Metallbaukasten beruht auf dem MECCANO. Unter all den Nachahmungen ragt das System STOKYS heraus: Es ist am weitesten entwickelt.

Diese Metallbaukästen sind in erster Linie für die Jugend bestimmt. Sie fördern die Fantasie der Jungen und sie zeigen ihnen, wie bestimmte Maschinen und ihre Elemente funktionieren. Aber auch Erwachsene begeistern sich für den Modellbau und konstruieren hervorragende Modelle. Alles – oder fast alles beruht auf dem MECCANO System. Die wissenschaftliche Seite blieb nur rudimentär: Es gibt nur wenige Grundlagen über Hebel, Flaschenzüge und Berechnung von Zahnradübersetzungen. So wurden nach unserer Kenntnis die Prinzipien des Maschinenbau nie angewendet – weder von MECCANO, noch von anderen. Andererseits konnten wir gerade bei gewissen Amateuren feststellen, dass wegen fehlender Kenntnisse der Gesetze der Physik, resp. deren Anwendung im Maschinenbau Schwierigkeiten beim Bau ihrer Modelle und deren Optimierung auftraten. Wir möchten diese Lücke mit einer Artikelserie füllen, die die für die Konstruktion von Modellen nützlichen Gesetze und Grundlagen darlegt. Wie bereits im Titel angedeutet, beschränken wir uns auf denjenigen Teil der Maschinenlehre, der für den Modellbau anwendbar ist. Vor allen klammern wir die Theorie von der Materialermüdung und der mechanischen Schwingungen aus.

Wir sind uns bewusst, dass die Interessensgebiete unserer Leser weit gestreut sind, doch wir hoffen, jedem etwas bieten zu können. Aus diesem Grund beschränken wir die Mathematik auf das Allernötigste. Es werden nur Kenntnisse in elementarer Algebra vorausgesetzt, wie sie jeder von uns in der Sekundarschule lernte; dies bedeutet aber auch, dass wir oft auf Beweise unserer Behauptungen verzichten müssen. Denjenigen jedoch, die tiefer in die Materie eindringen möchten, empfehlen wir die allgemein verständliche Spezialliteratur.

Baukästen und Gesellschaft

1,1 Baukästen

Der geniale FRANK HORNBY erfand und patentierte im Jahre 1901 einen Baukasten mit austauschbaren Einzelteilen. Wurden diese für den Bau eines Modelles verwendet, konnten sie wieder demontiert und für ein neues Modell verwendet werden.
Diese Definition steckt genau das Gebiet des Spielzeuges ab, das die Grundlage für unsere Ausführungen bildet.

1.2. Entwicklung der Baukästen

Der Verkauf von Metallbaukästen stagniert heute. Die grosse Firma BINNS ROAD machte 1979 Konkurs, der weit herum Beachtung fand. Um dies zu verstehen, wollen wir die Entwicklung der Baukästen und ihre Beziehung zur soziologisch-kulturellen und technischen Umwelt kurz überfliegen.

Der HORNBY – Baukasten entwickelte sich extrem rasch, zuerst unter dem Namen  MECHANICS MADE EASY, dann im Jahre 1907 wurde das Spiel MECCANO getauft. Der Name war ein Volltreffer: Er wurde zun Begriff eines technischen Konzeptes schlechthin. Noch heute spricht man zum Beispiel van MECCANO des Raumes, wenn von einer Raumstation die Rede ist.

Der MECCANO-Baukasten eroberte ungeahnt rasch die Welt. Er war der einzige, der aus Einzelteilen bestehend die kindliche Fantasie derart anzuregen wusste und es zu einer spontanen Kreativität führte.

Sehr schnell erfasste HORNBY, was nötig war, um die Jugend zu den Prinzipien der Mechanik hinzuführen. Im Jahre 1910 brachte er drei Grundbaukästen unter dem Namen ‚THE HORNBY SYSTEM OF MEANICAL DEMONSRATION“ auf den Markt. Diese waren besonders für den Schulunterricht auf mittlerem Niveau bestimmt, jedoch der wissenschaftliche Inhalt des Anleitungsbuches des Systems war sehr mager, man überliess es offensichtlich den Lehrern, die dazugehörende Theorie zu entwickeln.

Am Anfang entwickelte HORNBY das zum Bau von kleinen Kranen, Wägelchen, Türmchen und Brücken nötige Material. Aber die Modelle wurden rasch grösser und grösser, aber auch immer komplizierter. Die Modellbauer erfanden noch unbekannte Teile. Sie waren deshalb ein wichtiger Pfeiler in der Entwicklung, indem sie neue Teile vorschlugen, die ihnen noch fehlten. Modellwettbewerbe und die Gründung des MECCANO MAGAZINE führten zu einer engen Zusammenarbeit zwischen der Fima BINNS ROAD und ihren Kunden, eine Zusammenarbeit, die einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung des berühmten MECCANO hat. Im Jahre 1920 umfassten die Baukästen bereits 125 verschiedene Teile.

Der MECCANO ist das genaue Abbild der Technik jener Epoche: Man war begeistert von Dampfmaschinen, von der anstehenden Luftfahrt, von den grossen Passagierdampfern und ihrem Kampf um das blaue Band, von Baumaschinen und Kranen; sogar die Militärtechnik ist mit  Modellen vertreten.

Dieser Erfolg von MECCANO spiegelt sich in unzähligen Nachahmungen nieder, die aber wegen der geschützten Rechte von HORNBY zum raschen Verschwinden verurteilt waren. Nur MÄRKLIN entwickelte mit einen gewissen Erfolg in Deutschland einen Metallbaukasten, denn in der Tat war MÄRKLIN ein Abkömmling der MECCANO Fabrik in Berlin. Diese wurde im ersten Weltkrieg nach der Kriegserklärung im Jahre 1914 wie anderes englisches Gut beschlagnahmt.

Die mechanische Industrie beginnt in weitem Masse von den Möglichkeiten der Elektrizität zu profitieren. Der damals übliche Antrieb des Maschinenparkes ab Dampfmaschine über lange Wellen mit den typischen Wirrwarr von Lederriemen wurde durch den Einzelantrieb mittels Elektromotoren ersetzt. Die Einzelteile No. 177 und No. 178 “Transmissionsständer“ erinnern noch an jene Zeit. Aber der MECCANO geht mit der Zeit, er entwickelt Elektromotoren und kommt mit elektrischen Einzelteilen auf den Markt, anschliessend sogar mit ElEKTRON, zwei Baukästen für elektrische Experimente.

Auch MÄRKLlN engagiert sich in der neuen Technik mit seiner Serie ELEX, die besonders für den Elektrounterricht bestimmt ist.

1920.bis 1939 ist die grosse Zeit der Metallbaukästen. Die Spielzeugeisenbahnen breiten sich rasch aus, wobei es die Baukästen erlauben, die Eisenbahnanlagen mit Kränen oder mit einer Brücke zu ergänzen.

Der zweite Weltkrieg 1939/45 blockiert brutal diese erfreuliche Entwicklung. Deshalb brachte eine Schweizerfirma unter dem Namen STCKYS einen neuen Baukasten auf den Markt, dessen Bänder, Winkelträger, Winkelstücke und andere Träger kriegsbedingt aus Aluminium fabriziert wurden.

Ab 1945 drängt sich das Spielzeug aus Plastik machtvoll auf den Markt: LEGO, ein neuer Konstruktionsbaukasten – er findet allgemein Beifall. Das Zusammenbauen von LEGO ist einfach, das kann der Kleinste. LEGO hat das Kinderzimmer in einer Altersstufe bereits voll erobert, in welcher der MECCANO eigentlich erst Einzug halten könnte. LEGO benötigt beinahe kein Einpassen und weniger Kraft und Geduld als die Metallbaukästen. Das Kind ist vom gefälligen Aussehen begeistert, an Problemen der Stabilität ist es nicht interessiert – Und: LEGO ist billig!

Aus uns nicht ganz durchschaubaren Gründen erobert FISCHER-TECHNIK einen Teil des MECCANO Marktes. Wir beobachteten in der Schweiz den grossen Reklameaufwand durch FISCHER, während MECCANO ein wenig in Vergessenheit gerät. In diesem Zusammenhang darf nicht die Attraktivität des Neuen vergessen werden.

Die weiteren Triumphe in Plastik (REVELL, HELLER) besitzen Teile zum Zusammenleimen und Bemalen. Sie sind detailgetreu und überzeugen durch ihren Finish & ihre Detailgenauigkeit. Man findet Modelle von allem und jeden, historische Kollektionen, selbst bewegte Modelle mit Motoren. Beim Zusammensetzen dieser Modelle entwickelt das Kind wohl seine Fingerfertigkeit und seine Geschicklichkeit, aber es denkt und entwickelt dabei nichts. Einmal fertig bleibt das Modell auf einem Möbel stehen, oft ist es zu zerbrechlich, als dass man damit spielen könnte.

Die elektrische Spielzeugeisenbahn entwickelt sich rapid. Ihr kommt die grosse Präzision des Spritzgusses für Plastik oder Aluminium zugute. Aber der kreative Beitrag des Kindes bleibt relativ bescheiden, abgesehen von der Entwicklung grösserer Schienenanlagen und Landschaftsmodellen.

Die Jahre 1950 – 1960 sind die Periode der Intensivierung der Anwendung der industriellen Halbleiterelektronik und – für das breite Publikum -<der grossartigen Erfolge in der Eroberung des Weltalls. Spezialisten wie Medien jubeln die Präzisionserfolge der Rendez-vous Manöver im Weltraum hoch und die Machbarkeit von Mondexpeditionen mit ihren genauen Landungen bei der Rückkehr auf die Erde dank der Elektronik. Dies ist wohl wahr, aber niemand beschrieb die aussergewöhnlichen Heldentaten der Maschineningenieure,  die es fertig brachten, ultraleichte Konstruktionen mit Motoren von extremer Maximalleistung zu liefern, ohne die nie eine Rakete unsere Erde verlassen hätte und ohne die die bemannte Raumfahrt unmöglich gewesen wäre. Die wichtige mechanische Seite verschwindet vollständig aus dem Wissen des Publikums und wird überschattet von der Elektronik, ja es schliesst auf ein baldiges Ende des Maschinenzeitalters.

Dieser Eindruck, verheerend für die Mechanik, verstärkt sich noch seit 1970 als Folge der elektronischen Rechner, der elektronischen Ladenkassen, usw. , die von einem Moment zum anderen alle die einst bestaunten mechanischen Maschinen in den Schattern stellen. Die Mechanik zieht nicht mehr. Die Jungen glauben, sich für die Elektronik interessieren zu müssen, um sich Ihre Zukunft zu gestalten. Diese Ansicht ist so weit verbreitet, dass die für die berufliche Ausbildung Verantwortlichen ehrlich vom Ungenügen des heutigen Ingenieur- oder Mechaniker Nachwuchses überzeugt sind.

Ab 1980 begann nun die Ära der Mikroinfornatik, das Schwärmen für die elektronischen Spiele, für das Programmieren, für den PC und für jedes Material der Infornatik. Die Begeisterung ist wenn möglich noch grösser als zu Beginn dieses Jahrhunderts für die Mechanik. Man konstatiert, dass in diesem  Drunter und Drüber die Mechanik vergessen wurde, sie wurde einfach so zum alten Eisen geworfen.

Nur ein Baukasten ist effektiv noch lebendig: LEGO entwickelt sich dank der Schaffung neuer Teile und wird dadurch interessanter. Das Alter des Zielpublikums wurde durch den Verkauf mechanischer Teile bis zum Ende der Schulzeit erweitert, eine wahrhaft paradoxe Situation.

Andere soziale Probleme vereinigen ihre Effekte mit der technischen Evolution und bringen damit die Baukästen in Schwierigkeiten. Die Jugend wird von allen Seiten angesprochen: der Sport fesselt die Jungen und auch die weniger Jungen heute viel mehr als vor 1950. Photographie und Musik erobern einen schönen Teil der Freizeit. Und die weniger aktiven Jungen? Sie konsumieren das Fernsehen! Junge und Alte sind im Stress, sie haben keine Zeit für das Zusammensetzen von Modellen. Sie ziehen vorfabrizierte Spielzeuge vor, die sie ohne weiteres wegwerfen und dann durch neue ersetzen können.

1.3 Die bildenden Seiten der Baukästen

Das Kind kann während seiner gesamten Schulzeit mit einem Baukasten spielen, sagen wir im Bereich von 5 – 16 Jahren. Einige, dehnen diese Beschäftigung noch etwas aus bis zum Eintritt ins Berufsleben, dann werden sie von andern Hauptbeschäftigungen in Besitz genommen.

Alle Baukästen entwickeln die Fantasie, die Kreativität des Kindes. Sie sind ein ausgezeichnetes Training für die Fingerfertigkeit, dabei überragen die Baukästen mit zusammengeschraubten Teilen die andern in folgenden Hinsichten:

Für ein gutes Funktionieren muss die Montage präzise erfolgen. Las Kind bemerkt und lernt so, dass eine Achse, die durch mehr als zwei Locher  geht, sich nur dann leicht dreht, wenn alle Löcher genau gefluchtet sind. So erwirbt sich das Kind Ausdauer und lernt sorgfältig zu arbeiten.

Die verschraubten Metallkonstruktionen werden grossen Belastungen ausgesetzt. Der Modellbauer lernt diese Kräfte abzuleiten und beobachtet die Beziehungen, die zwischen den Kräften, Deformationen und geometrischen Grössen bestehen.
LEGO ist in dieser Hinsicht weit von der Mechanik entfernt. Er liegt im Bereich des Bauwesens vor dem Einsatz des armierten Beton, weil alle seine ineinander gesteckten Teile auf Druck belastet werden müssen.
Das Kind lernt eine grosse Menge von Grundmechanismen kennen und entdeckt so deren hauptsächlichsten Eigenschaften.

Der Wunsch zum Bau eines Modelles stachelt die Neugierde des Erbauers an und er wird dadurch veranlasst, sich eine solche Maschine aus der Nähe anzusehen, ev. einschlägige Zeitschriften – oder allgemein verständliche Bücher zu kaufen.
Das Anleitungsbuch zeigt Maschinen, die das Kind nicht kennt, weil sie in Fabriken versteckt sind. Es entdeckt die Existenz und das Funktionieren von Werkzeugmaschinen, Verpackungsmaschinen, Maschinen für den Warenumschlag,. usw.

Ich unterrichte Maschinenbau an der Eidgen. Techn. Hochschule in Lausanne. Diese Tätigkeit ermöglicht es uns immer wieder, die Richtigkeit unsrer Ausführungen festzustellen. Studenten, die mit Baukästen spielten oder die Gelegenheit hatten, sich als Bastler mechanisch zu betätigen, haben es in unseren Kursen viel leichter als die andern. Es sind zum Beispiel grosse pädagogische Anstrengungen nötig, um den Nichteingeweihten klar zu machen, dass Teile aus Stahl deformierbar sind und dass sich das Funktionieren vieler Mechanismen nur aus der Deformation der Einzelteile erklären lässt. Es ist schon vorgekommen, dass Studenten ein Modell in die Übungsstunden gebracht haben, das sie aus MECCANO herstellten, um das Funktionieren der Maschine genauer verstehen zu können. Auch ich bringe manchmal Modelle in die Vorlesung und die Studenten sind davon begeistert.

Und nun noch eine Anekdote: Eines Tages diskutieren wir mit einem Studenten aus einem Entwicklungsland über seine Studienschwierigkeiten, Um uns dies zu erklären, sagt er uns: “Was wollen Sie, in unserem Land gibt es eben keinen MECC’ANO!
Wir kennen einen Kollegen, der kaufte Baukästen und lässt seine Maschineningenieurstudenten Modelle konstruieren.

1.4 Die moderne Entwicklung der Maschinen

Seit ungefähr 30 Jahren hat sich die Struktur der Maschinen bedeutend verändert. Betrachten wir, um eine Übersicht zu gewinnen, in grossen Zügen, wie eine notwendige Anpassung der Baukästen an den heutigen Stand der Technik aussehen sollte.

In fast jeder Maschine findet man eine hydraulische Steuerung. Man hat sie nötig um grosse Kräfte zu erzeugen (Pressen, Baumaschinen), zum Steuern vieler von einem Verbrennungsmotor ausgehenden Bewegungen (Baumaschinen, Landwirtschaftsmaschinen) oder wenn es gilt, Positionierungsprobleme zu lösen. Für leichte Arbeiten ohne Genauigkeitsansprüche greift man oft auf die pneumatische Betätigung zurück. Hydraulische oder pneumatische Antriebe ersetzen viele Bewegungsschrauben oder Kabelzüge. Somit haben die Baumaschinen ihr Aussehen radikal verändert.

Früher wurden die vielen Bewegungen einer Maschine nur durch einen einzigen Motor über Zwischenkupplungen, Getriebe, Ketten, Nocken und Hebel gesteuert. Heute wird jede Bewegung durch einen separaten Motor erzeugt. Die Vielfalt der mechanischen Organe zum Koordinieren der Bewegungen ist einer elektrischen Steuerung mit Relais gewichen – und dann heute der Elektronik. Diese Entwicklung zeigt sich:

  • in einer bedeutenden Vereinfachung der Maschinenmechanik
  • in einem elektrischen Kommandopult neben der Maschine

In den letzten Jahren verliehen programmierbare Mikroprozessoren den Maschinen eine unerhörte Flexibilität. Sie führten in die Welt der Roboter für jeden Einsatz.

1.5 Anpassung  der  Baukästen an die  technische  Entwicklung

Betrachten wir die Entwicklung der Baukästen in diesem Lichte der technischen Entwicklung und sehen wir, wie sie dieser Entwicklung zu folgen versuchten.

MÄRKLIN

Er entwickelte sich praktisch nicht. Er blieb ein rein mechanischer Baukasten, obwohl Märklin im Bereich der Elektronik für die Steuerung von Miniatureisenbahnen hervorragendes  leistete.

MECCANO

Der Baukasten MECCANO-ELEC, der 1962 herauskam, ist der Beweis für die Anstrengungen in Richtung Elektromechanik.
Der Baukasten ELECTRONIC von 1970 ermöglicht Steuerungen mit Fotozellen und Relais mit nur einem Wechselkontakt. Das System hätte viel besser ausgearbeitet werden können, damit Modellsteuerungen mit 2, 3 Relais möglich gewesen wären. Der didaktische Wert dieses Baukastens, wie auch von MECCANO-ELEC ist dürftig. Der .Modellbauer wird nicht zu den Grundlagen und zur Funktionsweise hingeführt: Man muss die Technik bereits kennen, um den Wert dieser Baukästen zu erfassen.

Da verwundert die Dynamik des Herrn M.G.Wright, Besitzer der M.W. MODDELS in Henley-on-Tharmes, Dieser Kaufmann scheute sich nicht, neue mechanische Teile zu entwickeln, die die Konstruktionsmöglichkeiten bedeutend erweitern.
M.W. MODELS und andere Firnen haben die Fabrikation von MECCAN0-Teilen, die nicht mehr erhältlich waren, wieder aufgenommen – Liebhaber reissen sich darum.

EXACTO

EXACTO in Argentinien und M.W. MODELS vereinigten ihre Anstrengungen, um das System weiter zu entwickeln: heute werden über 120 neue Einzelteile hergestellt.
Die Entwicklung von kleinen Gleichstrommotoren ist eine tolle Sache. Diese relativ billigen Motoren ermöglichen den Bau von Maschinen mit Separatantrieb jeder einzelnen Bewegung: sie wären perfekt für die elektronische Steuerung  geeignet.

STOKYS

Dieses System profitiert von einer interessanten Entwicklung: Nach einer Periode der Stagnation fabriziert diese Fima ungefähr ab 1980 eine Serie neuer mechanischer Einzelteile, zu denen noch eine ganze Reihe von Lampen und farbigen Blinklichtern für den Fahrzeugbau kommen.
STOKYS verkauft gedruckte Schaltungen zur Eigenmontage für den Betrieb von Blinklichtern und kleinen Lautsprechern, die als Autohupen eingesetzt werden können. Andere Schaltkreise ermöglichen das periodische Ein- und Ausschalten von Motoren, kombiniert mit Drehrichtungsänderung.

FISCHER TECHNIK

Diese Fima verkauft:

  • einen Satz zur mechanischen Steuerung
  • ein System für eine elektronische Steuerung. mit Fotowiderständen und Leistungstransistoren
  • ein System für die pneumatische Steuerung
  • ein Arbeitsroboter mit vollelektronischer Steuerung und mit Interfaces zum Anschluss an und Steuerung durch handelsübliche PC’s.

Man muss ferner hervorheben, dass ihre Anleitungsbücher sehr gut gemacht sind. Sie entsprechen dem deutschen Standard, d.h. sie sind so wie einst die ausgezeichneten Baukästen MÄRKLIN-ELEX vor dem Weltkrieg.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Metallbaukästen nicht auf der Höhe der modernen technischen Entwicklung stehen. Sie müssten deshalb mit folgendem Material ergänzt werden:

HYDRAULISCHE STEUERUNG

Als hydraulische Flüssigkeit müsste Wasser verwendet werden, um jede Vergiftungsgefahr (z.B. Oel) auszuschliessen. Es würde wahrscheinlich genügen, nur Hydraulikzylinder zu entwickeln, weil ja bereits industrielle Miniaturhahnen und auch eine Zahnradpumpe bei GRAUPNER existieren.

POSITlONSGEBER

Mikrokontakte und magnetische Annäherungsschalter (Reedkontakte), Fotozellen oder Fotowiderstände.

ELEKTRONIK

Motorsteuerung  mittels Relais oder Leistungstransistoren. Logische Systeme zur Folgesteuerung von Bewegungen. Dieses Material besteht zu didaktischen Zwecken an technischen Schulen, aber auch im Bereich der Steuerung von Miniatureisenbahnen.
Eine Steuerung der Modelle mit Hilfe eines PC, wie dies von FlSCHER propagiert wird, ist ausgezeichnet.

FERNSTEUERUNG

Für die Fernsteuerung der Modelle kann auf bereits existierendes Material zurückgegriffen werden, es ist für die Fernsteuerung von Flugzeug- und Automobilmodellen vorhanden. Man müsste nur die entsprechenden Modelle bekannt machen.

MECHANISCHE TEILE

Neu Teile wären sehr nützlich, wie Kugellager für grosse Belastungen, schräge Achsschenkelbolzen für Wagenlenkungen, Malteserkreuzgetriebe, stärkere und genutete Achsen, effektiv progressiv wirkende Kupplungen, usw.

1.6  Die Zukunft der Metallbaukästen

In Anbetracht der Spielzeugentwicklung und der soziokulturellen Entwicklung, wie wir schon oben konstatierten, glauben wir, dass die grosse Epoche des MECCANO, wie in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, endgültig vorbei ist. Aber wir glauben noch fest an seine Zukunft, weil ein Metallbaukasten anderen Spielzeugen immer betreffend Förderung der kreativen Einbildungskraft überlegen sein wird. Wir erlauben uns deshalb hier ein paar Anregungen für die Wiedereinführung von Metalltaukästen zu geben:

  • Ein Baukasten ohne moderne Technik hat keine Chance.
  • Die Reklame muss auf die besonderen Qualitäten dieses Spiels ausgerichtet sein, wie Fantasie, Kreativität, Einführung in die moderne Technik.
  • In unserer Zeit, die nur von Erneuerung und der schöpferischen Kraft der Jugend spricht, muss diese Reklame notwendigerweise Widerhall finden.

 

Aus diesen zwei Grundsätzen ergeben sich gewisse Konsequenzen:

  • Man muss das wissenschaftliche Niveau der Anleitungshefte erhöhen, sie müssen didaktisch richtig aufgebaut sein und nicht bloss eine Modellbeschreibung enthalten.
  • Der neue Baukasten richtet sich an die Jugend über 12 Jahre, wohl eine kleinere aber unso mehr für den allgemeinen Modellbau interessierte Kundschaft. Diese Jugend hat genügend Geld, um sich das nötige Material zu kaufen.
  • Eventuell muss der Name des Spiels geändert werden: Wieso nicht die Bezeichnung MECCTRONIC, was sofort die Fachgebiete Mechanik und Elektrizität suggerieren würde.

Wir sind uns bewusst, dass diese Neubearbeitung der Baukästen grosse personelle und finanzielle Investitionen bedingt, aber der sich einstellende Erfolg und seine Zukunft sind den Preis wert,

Georges Spinnler

Der Autor Georges Spinnler ist Professor für Maschinenbau an der Eidgen. Techn. Hochschule in Lausanne. Der französische Originaltitel lautet: „Application de la théorie des Machines aux jeux de construction métalliques“. übersetzt von Harald Gäumann, Mitglied Amis Meccano Suisse

Anmerkung des Webmasters 2021
Auch heute 35 Jahre später sind diese Ausführungen noch aktuell, wenig Innovation ist  bei den heutigen Baukästen festzustellen.
Lego bei den Plastikbaukästen und STOKYS bei den Metallbaukästen sind am innovativsten. Bei den Metallbaukästen vieler Hersteller ist der Anteil an zusätzlichen Plastik Bauteilen teils gross. Meccano halt als einziges System zusätzlich biegbare Metallteile aufgenommen.

 

Die Fotos aur dieser Seite wurden speziell eingefügt, sie sind nicht im Bulletin

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