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Webstühle Meccano und Stokys
aus Bulletin 87/2022, von Markus Zanelli AMS 033
Erstaunlich! Die ersten Meccano Webstuhl-Modelle sind vor rund 100 Jahren gebaut worden. Die Bauanleitungen sind 1928 erschienen in den Broschüren Meccano Supermodell 16 und 16a, je 8 Seiten, englisch und französisch. Beide sind auch publiziert im bekannten Werk The Meccano Super Models, Geoff Wright, 1978. Zudem figurieren der Meccano Webstuhl Modell 725 (Bild 1) und das Weberbaumgestell 726 (Bild 2) in einem deutschen Anleitungsbuch der Zwanzigerjahre.
Bilder und Text auf der rechten Seite
Mein Modell
Meccano und Stokys
Zuerst habe ich mich für den Bau des Meccano-Modells 16a entschieden; das war wohl anspruchsvoll (Anleitung 8 Seiten, engl.), aber durchaus machbar. Mühe bereitete mir jedoch der Mechanismus der Hin- und Herbewegung des Weberschiffchens, sodass ich einen völlig anderen Antrieb entwickelte. Ausserdem wollte ich ein zweites Modell mit Stokys bauen, was folgende Vorteile hat:
- Basis nur 16 x 24 Loch, Höhe 32 Loch, ohne Einbusse bei der Gewebebreite
- Geringeres Gewicht
- Bauteile in allen Grössen bei Stokys sofort erhältlich
Stokys Webstuhl
Ich habe im Wesentlichen den Meccano Webstuhl nachgebaut, mit Ausnahme des Mechanismus für die Beförderung des Weberschiffchens. Im Fokus meiner Ausführungen stehen daher der Webkamm, das Weberschiffchen und die Führungsschiene. Einige Einzelteile, die bei Stokys nicht verfügbar sind, habe ich selbst angefertigt und nachstehend beschrieben.
Holzroller
Die Meccanoteile 106 (Bild 7) und 106a (Bild 8) findet man gelegentlich an der Börse. Ich habe sie selbst angefertigt mit einer Kartonrolle (werden bei Alufolien verwendet), in welche ich Stokys Eisenbahnräder steckte. Da eine Längsnut fehlt, werden die Längsfäden unter ein Gummiband geklemmt. Für den Roller 106a eignet sich grobkörniges Schmirgelpapier.
Webkamm
8-Lochprofile Stokys sind ungeeignet. Lösung: Streifen, zugeschnitten aus roten 8 x 5-Loch Kunststoffplatten P037 von Stokys; Abtrennen mit Distanzringen. Der Webkamm erinnert an einen Heizradiator (Bilder 9).
Weberschiffchen
In eine 11-Loch Winkelschiene V004 werden zwischen den Schlitzlöchern weitere Löcher gebohrt. Als Bohrhilfe dient ein Märklin Halblochband. (Bild 10)
Die Enden werden zwischen dem ersten und dem zweiten Loch abgebogen und man erhält mit den U-Bügeln E037 und E046 ein Lager für die Spule. (Feder im Eisenwarenhandel). (Bild 12)
Weitere Abbildungen des Schiffchens
Schlussbemerkungen
Ich habe meine Alternative für den Antrieb eines Teilbereichs gezeigt. Mit meinen Ausführungen kann ich die Erwartungen nicht erfüllen, eine perfekte Anleitung zu bieten. Für den Nachbau des Webstuhls und des Kettenschärers ist die Konsultation der Broschüre für Modell 16a empfehlenswert. Kopien lasse ich interessierten Kollegen zukommen. Bis dann der Webstuhl einsatzbereit ist, braucht es allerdings noch viel Geduld: Das sorgfältige Aufwickeln des Garns auf die Rolle ist nur möglich mit einem Kettenschärer (siehe S. 2, Kettenschermaschine, oder Anleitung zu Modell 16a). Das Einsetzen der Rolle auf der Rückseite des Webstuhls und Durchfädeln des Garns durch die Litzen und den Webkamm braucht gute Nerven.
Meccano Supermodell 16 und 16a
Bild 1
Webstuhl Modell No. 726 Meccano
Text im Anleitungsbuch:
Der Meccano-Webstuhl ist eins der beachtenswertesten und interessantesten Modelle, die sich mit Meccano bauen lassen. Er arbeitet ganz automatisch und man kann auf demselben herrliches Zeug weben, indem man einfach den Handgriff umdreht. Es ist dies ein einigermassen kompliziertes Modell, das einen sorgfältigen Bau und genaue Anpassung seiner Teile erfordert und da es nicht möglich wäre demselben in diesem Buch Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, haben wir einen speziellen Bogen mit Anweisungen zusammengestellt, der dieses Modell- in seinen Einzelheiten illustriert und beschreibt. Dieser Bogen ist auf Französisch oder Englisch bei der Gesellschaft Meccano Limited, Liverpool zu haben. Preis 30 centimes, franko.
Bild 2
Webstuhl Modell No. 725 Meccano
Weblitzen und Litzenrahmen
Wer Glück hat findet Meccano Weblitzen (Nr. 101) an der Börse oder bei Kollegen. Es braucht jedoch deren 42 und sie müssen funktionstüchtig sein. Ich habe mit Hilfe einer Litzendrehmaschine selber Litzen angefertigt und dafür Messingdraht 0,6 mm verwendet. Dieser Meccano-Apparat ist in einer deutschen Anleitung beschrieben (siehe oben) und lässt sich auch mit Stokysteilen bauen.
K 34 Weblitzenmaschine
Dies Modell macht aus dünnen Drahtenden Litzen zum Gebrauch In Meccano-Webstühlen u.s.w. Zwei typische Litzen, die mit dieser Maschine gemacht sind, werden In Flg. K34a gezeigt.
Zwei 11½ cm. Stäbe werden in Längsrichtung im Modell angebracht. Der eine der beiden Stäbe trägt eine Handkurbel, die aus Buchsenrad 1 mit Gewindezapfen gebildet wird, und ein 13 mm. Ritzel der mit einem 57 zahnigen Zahnrad auf 20 cm. Welle 3 in Eingriff steht.
Der andere 11½ cm. Stab 2 dreht sich in entgegengesetzter Richtung zur Handkurbel 1. Die Umkehrung wird In folgender Weise erreicht; Das Innere Ende der 11½ cm. Welle 3 dreht sich In dem einen Ende einer Kupplung, durch deren Mittelloch die senkrechte 6 cm. Welle 7 geht. Die letztere trägt ein 19 mm. Ritzel und dreht sich in den Mittellöchern zweier 60x2S mm. Flanschbänder, die auf die Winkelträger der Bettung geschraubt sind. Eine andere 20 cm. Welle 4 läuft in dem entgegengesetzten Ende der Kupplung, und diese Welle Ist mit einem 57 zahnigen Zahnrad ausgerüstet, das mit einem 13 mm. Ritzel auf Welle 2 im Eingriff steht. Die beiden Wellen 3 und 4 rotieren frei in dem Ende der Kupplung, aber der Antrieb wird übertragen von Welle 3 auf Welle 4 durch zwei 19 mm Kronenrädcr 5 und 6 und das Ritzel auf Welle 7; so wird also die Drehungsrichtung der Welle 4 umgekehrt.
Jede der beiden 11¼ cm. Wellen ist ausgerüstet mit einer Kupplung. die die rechtwinklig eingesetzten Gewindezapfen 8 und 9 tragen; diese Zapfen bilden Haken, über welche die Schleife des Drahtes zu legen ist, aus dem die Litzen gemacht werden sollen. Jede Welle ist ausserdem mit einer Druckfeder versehen, die zwischen einer 6 x6 cm. Flanschplatte (dem Inneren Lager der Welle) und einem Stellring In der Weise montiert ist, dass sie die Kupplung mit dem Gewindezapfen gegen die Platte zieht. Zwei 19 mm. Bolzen 10 und 11 sind so In die Seitenteile der Maschine geschraubt. dass sie einen Massstab für die richtige Linge des zu verwendenden Drahtes bilden.
Die Litzen werden wie folgt hergestellt; Ein Stück passenden Drahtes, ungefähr 33 cm. lang, wird um die Bolzen 10 und 11 geschlungen und die Enden werden mit einer Drahtzange zu einer Schleife zusammengedreht. Eine passende Drahtstärke Ist etwa 0.5 mm. Im Durchmesser.
Nun wird die so gebildete Drahtschleife abgenommen und über Welle 7 auf die Zapfen 8 und 9 gelegt. Dann wird das Handrad In Bewegung gesetzt, und der Draht dreht sich in Form einer Litze zusammen: dabei bildet die Welle 7 die Öffnung, durch welche die Kettfäden des Webstuhls laufen. Wenn die Litzen zusammengedreht werden, ziehen sich die 11½ cm. Wellen, welche die Gewindezapfen 8 und 9 tragen, ein kleinwenig nach der Welle 7 zu: diese Bewegung können sie wegen der bereits erwähnten kleinen Zugfedern ausführen.